Maikäfer Jussuf heiße ich
Und ich friere ganz fürchterlich.
Der Wind, der ist kalt, der Regen ist nass.
Dabei vergeht einem auch jeder Spaß.
Es ist doch Mai und mir wurde gesagt,
jetzt scheint die Sonne an fast jedem Tag.
Der Spinne Mathilde tat er schrecklich leid:
„Weißt Du was, ich schneidre Dir ein warmes Kleid,
auch Mütze und Strümpfe bekommst Du von mir,
dann kannst Du niemals mehr sagen, ich frier.“
Spinne Mathilde war schnell bei der Sache.
„Ich weiß schon genau wie ich es mache.“
Kleid, Mütze und Strümpfe waren fertiggestellt.
Unser Maikäfer blickte verzückt in die Welt.
„Maikäfer Jussuf, was sagst Du nun?
Die Sachen, sie passen, ich brauch nichts mehr zu tun.“
Jetzt ist es nur noch der Regen, der stört,
solch Wetter im Mai ist auch unerhört.
Spinne Mathilde wusste auch hier wieder Rat.
Es wäre ja auch um die schönen Sachen schad.
„Hier nimm dieses Blatt als Schirm über Dich.“
„Spinne Mathilde, ich bedanke mich.“
Nun brummte er fröhlich von Baum zu Baum,
das schreckliche Wetter interessierte ihn kaum.
Wenn Ihr aus dem Fenster schaut
Und Euren Augen nicht traut,
weil Ihr im Garten einen Maikäfer seht,
vermummt wie Jussuf und leicht überdreht,
mit einem Blatt als Schutz vor dem Regen,
-ich geb's zu, der Anblick ist verwegen-,
dann glaubt nicht an einen Scherz oder Spaß,
dann wisst Ihr, der Mai ist zu kalt und zu nass.
Maikäfer Jussuf, seine Josefa
und beider Kind, genannt Genoveva
brummten vergnügt von Blatt zu Blatt,
denn der Frühling fand nun endlich statt.
Der Wind, der war warm, die Sonne, sie schien,
der Himmel endlich blau, die Erde grün.
„Maikäfer Jussuf“, fragte Spinne Mathilde,
„Du siehst so vergnügt aus, was führst Du im Schilde?“
„Könntest Du mir bitte Stimmbänder weben?
Die würd ich mir in den Hals hinein kleben,
denn ich bin es leid, immer zu brummen.
Vielleicht könnte ich dann wie die Bienen summen,
oder gar wie die Meisen singen.
Meine Lieder würden erklingen
heller und schöner als die der Nachtigall
und hören würde man mich überall.
Die Stimme der Lerche wäre auch meine
und ich, Maikäfer Jussuf, ganz alleine
wäre ein viel bestauntes Wundertier.
Dieses alles verdanke ich dann Dir.“
„Du überschätzt mein Können“, meint Spinne Mathilde.
„Ich weiß zwar jetzt was Du möchtest und bin im Bilde.
Ich kann auch fantastisch spinnen und weben,
jedoch kann ich Dir keine Stimme geben.
Diese Macht hat niemand auf der ganzen Welt.
Jedes Tier wurde an seinen Platz gestellt.
Gerade die Vielfalt macht allen Spaß,
und sehe ich einen Maikäfer im Gras,
der fröhlich brummend gen Himmel fliegt,
dann bin ich froh, weißt Du wieso?
Weil`s leider nicht mehr so viele gibt.
Maikäfer Jussuf und seine Familie
sowie Onkel Hans und Tante Ottilie
möchten es schrecklich gern einmal erleben
das Gefühl, unter dem Himmel zu schweben,
denn ständig von Baum zu Baum zu brummen
ist doch nur etwas für die ganz Dummen.
Spinne Mathilde um Rat gefragt
hat es der Schwalbe weitergesagt.
„Das wird sicher lustig, ich bin dabei.
Ich hoffe, Ihr seid alle schwindelfrei.
Wer von Euch möchte der Erste sein?
Ich lade Euch nacheinander ein.“
Maikäfer Jussuf meldet sich.
„Ich freue mich schon ganz fürchterlich.“
Auf dem Rücken der Schwalbe sieht man ihn sitzen
fröhlich winkend, seine Augen die blitzen.
Auf geht es mit Schwung in den Himmel hinein.
„Schaut nur, unter mir die Erde ist ganz klein.
Wie wunderschön ist doch dieser Blick.“
Er kann es noch gar nicht fassen, sein Glück.
Die Schwalbe steigt immer höher hinauf.
Jetzt wird ihm doch schwindlig, „Hör endlich auf!“
Er krallt sich ganz fest, macht die Augen zu.
Die Schwalbe lacht, „Wir sind unten im Nu.“
„Bitte flieg langsam, denn ich muss Dir sagen,
mein Kopf brummt, und mir ist mulmig im Magen.“
Die Schwalbe kehrt sicher zur Erde zurück.
„Wer von Euch möchte als Nächster mit?“
Der Jussuf steht da, ganz grün im Gesicht.
„Wir glauben, wir möchten doch lieber nicht.“
Die Maikäfer hatten sich entschieden.
Jussuf ist der Einzige geblieben,
der jemals die Erde von oben sah,
und er ist stolz darauf, das ist doch klar!